- List, Friedrich
- List, FriedrichDer als Sohn eines Handwerkers am 6. August 1789 in Reutlingen geborene List hatte sich aus der bescheidenen Position eines Verwaltungsbeamten zum Professor für Staatswissenschaften an der Universität Tübingen (1817) emporgearbeitet. Vertraut mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen im Lande, setzte er sich bald als Abgeordneter im württembergischen Landtag (ab 1820) für durchgreifende demokratische Verwaltungsreformen ein sowie für die Aufhebung der Zölle innerhalb des Deutschen Bundes. Wegen seines unerschrockenen Auftretens verlor er 1820 sein Hochschulamt, 1821 wurde ihm sein Abgeordnetenmandat entzogen, 1822 wurde er wegen »demagogischer Umtriebe« zu zehn Monaten Festungshaft verurteilt. Er floh zunächst ins Ausland, trat dann aber seine Strafe auf der Festung Hohenasperg an. Weil er sich verpflichtete, in die USA auszuwandern, wurde ihm ein Teil seiner Strafe erlassen (1825).Während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten lernte er die enormen technischen Fortschritte im Verkehrswesen durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes kennen und kehrte 1832 als amerikanischer Konsul nach Deutschland zurück in der Absicht, seine Erfahrungen nun zum Nutzen des deutschen Vaterlandes zu verwerten. Er forderte den Bau eines ganz Deutschland umfassenden Eisenbahnnetzes als gemeinschaftliche Aufgabe und propagierte die Schaffung des Deutschen Zollvereins. In Abkehr von seiner früheren freihändlerischen Auffassung forderte er für den Aufbau einer deutschen Industrie in der Entwicklungsphase staatliche Schutzzölle gegen die Übermacht insbesondere der englischen Industrieerzeugnisse. List erreichte durch seine unermüdliche Tätigkeit von Leipzig aus, dass 1837 die erste größere und wirtschaftlich zu nutzende Eisenbahnstrecke zwischen Dresden und Leipzig eröffnet werden konnte.
Universal-Lexikon. 2012.